„Ich bin ein Einrichtungs-Junkie“, sagt Katrin über sich selbst. Vor ihr ist kein Möbelhändler, Innenausstatter und Einrichtungsprojekt sicher.
Geschmackvoll eingerichtete Räume haben sie schon immer fasziniert, auch während ihrer Laufbahn in der Medienbranche.
2010 wagte sie einen beruflichen Neuanfang – und entschied sich für ein Fernstudium im Bereich ‚Innenarchitektur & Raumgestaltung‘. Parallel dazu absolvierte sie eine Ausbildung zur zertifizierten Feng Shui-Beraterin.
Inzwischen hat Katrin hunderte Häuser, Wohnungen, Praxen und Büros eingerichtet, umgestaltet und nicht nur unverwechselbar, sondern auch lebenswerter gemacht.
Dabei stellt sie die Persönlichkeiten der Bewohner und Mitarbeiter in den Mittelpunkt, damit deren Bedürfnisse die Inneneinrichtung bestimmen – und nicht kurzlebige Trends.
Weil mich Katrins bildhafte Sprache, mit der sie die Farbwirkung in Räumen knackig auf den Punkt bringt, total begeistert hat, hab ich sie nach den besten Tipps zum Thema Schlafzimmer Farben gefragt.
Katrin, warum brauchen wir Farben im Schlafzimmer?
Katrin, warum brauchen wir Farben im Schlafzimmer?Mein Motto in Bezug auf die Raumgestaltung mit Farbe lautet: „Eine weiße Wand umarmt Dich nicht.“
Und wo ist eine behagliche Atmosphäre wichtiger als im Schlafzimmer? Dort möchten wir uns aufgehoben, sicher und geborgen fühlen.
Farben sind also besonders in Schlafräumen ein wichtiges Instrument, um eine Wohlfühlatmosphäre zu erzeugen.
Dabei kommt es auf die richtige Farbwahl an, denn laut und bunt sollte es nicht sein.
Was sagen die Farbpsychologie und Feng Shui dazu?
- Generell sind naturnahe und gedeckte Farben eine gute Entscheidung. Salbeigrün, Taubenblau oder ein vergrauter Beerenton fallen mir da zuerst ein. Also gedämpfte Farben mit Bezug zur Natur.
- Grün wirkt entspannend und zugleich belebend – deshalb fahren wir am Wochenende zur Erholung auch so gern ins Grüne. Blau beruhigt und sorgt für eine erfrischende Kühle – viele von uns verbinden mit dem Begriff Entspannung einen Tag am (oder auf dem) Meer.
- Wer’s ein bisschen mondäner mag, greift zu Rotviolett – der Ton ist anregender, aber längst nicht so aufregend wie Rot oder Orange. Diese beiden Farben würde ich in einem Schlafraum gar nicht oder nur wohl dosiert einsetzen.
Die perfekte Feng Shui-Farbe für einen Schlafraum gibt es in meinen Augen übrigens nicht. Kühlen und gedeckten Farben würde ich den Vorzug geben. Aber bitte mach kein Problem, wo keins ist.
Wer gut schläft, darf sich beruhigt zurücklehnen. Wer nachts nicht zur Ruhe kommt, sollte vielleicht mal die knallrote Bettwäsche austauschen… Da ich aber überhaupt kein Freund von Dogmen bin, würde ich das sehr individuell beurteilen und entscheiden.
Welche Möglichkeiten gibt’s, Farbe ins Schlafzimmer zu bringen?
Die größten Flächen sind die Zimmerdecke, die Wände und der Fußboden.
Diese würde ich farblich aufeinander abstimmen, sprich:
- Zu einem honigfarbenen Holzboden passt ein warmes bis neutrales, helles Graugrün als Wandfarbe.
- Zu einem gräulichen oder gekälkten Boden sieht ein kühles, zartes Graublau an den Wänden toll aus.
- Leicht abgetönte Decken (in Offwhite) sind angenehmer als leuchtend weiße Flächen.
Im zweiten Schritt lassen sich die Raumtextilien darauf abstimmen – also Bettwäsche, Plaids und Kissen. Aber auch Teppiche oder Felle, die eine sehr gemütliche Atmosphäre schaffen. Besonders schön sind Naturtöne, aber auch kräftigere Nuancen der jeweiligen Wandfarben sehen klasse aus!
Bei den Accessoires dürfen dann aus meiner Sicht durchaus mal etwas lautere Farben zum Einsatz kommen. Aber auch Metallfarben wie Silber, Gold oder Kupfer wirken elegant und bringen Abwechslung.
Wie wirkt sich Farbe im Schlafzimmer auf mein Wohlbefinden und den Schlaf aus?
Das möchte ich gern an einem Beispiel erklären, von dem ich kürzlich gelesen habe:
Nach einem Pferderennen hat man die Tiere in verschiedenfarbige Ställe geführt – die Wände waren entweder komplett in Rot oder ganz in Blau gestrichen.
Die Pferde in den roten Boxen kamen kaum zur Ruhe. Außerdem war ihr Fell voller Fliegen.
Wie es bei den Pferden in den blauen Boxen aussah? Sie beruhigten sich viel schneller und hatten das Problem mit den Fliegen nicht. Und das, obwohl Pferde Farben längst nicht in der gleichen Ausprägung wahrnehmen wie wir Menschen…
Die Farbauswahl für einen Schlafraum sollte eher aus dem kühlen Farbspektrum stammen. Dazu gehören in erster Linie Grün- und Blautöne. Sehr warme und intensive Farben wie Gelb, Orange und Rot wirken auf- bzw. anregend und sind deshalb eher für ein Wohn- oder Esszimmer geeignet.
Katrin Täubig
Wie kreiert man ein in sich stimmiges Farbkonzept fürs Schlafzimmer?
Die wichtigsten Fragen, die die Ausgangsbasis für jedes meiner Farbkonzepte bilden, lauten:
- Wie möchtest Du Dich in dem Raum fühlen?
- Welche Stimmung soll er ausstrahlen?
Aus den Antworten lässt sich dann die Farbwelt ableiten, die zu den Bewohnern passt.
Diese Herangehensweise möchte ich ebenfalls gern an einem Beispiel illustrieren:
Wer sein Bett am liebsten irgendwo am Meer aufstellen würde, weil ihn das Wellenrauschen abends in den Schlaf wiegt und weil er morgens beim Aufwachen am liebsten einen Blick in den weiten Himmel über dem Ozean wirft, der könnte genau diese Landschaft als Vorlage für die Farbgestaltung seines Schlafzimmers nutzen.
Das Farbkonzept besteht in diesem Fall aus verschiedenen Blautönen von Himmel und Wasser, dem Weiß der Gischt und dem Graubraun des nassen Küstensaums, an dem die Wellen auflaufen.
Worauf sollte man dabei besonderen Wert legen?
Dass Wandfarben, Mobiliar, Textilien und Accessoires nicht nur zur Farbwelt passen, sondern auch zum Thema an sich.
Die Wandgestaltung könnte beispielsweise in einer hellblauen, luftig-leichten Wischoptik gehalten sein – sie erinnert an einen zart bewölkten, aber größtenteils blauen Himmel.
Die Stoffe sollten aus weich fließenden, natürlichen Materialien wie Baumwolle oder Leinen sein und dem sanften Wellenschlag entsprechen. Die Accessoires könnten aus Treibholz und Glasgefäßen in Aquatönen bestehen und das Meer symbolisieren.
Welche Farbtöne eignen sich besonders gut fürs Schlafzimmer – und welche nicht?
Helle, gedämpfte und kühle Farben sind besonders beruhigend und deshalb wunderbar für Schlafräume geeignet, die Entspannung fördern sollen. Im Gegensatz dazu sind grelle, sehr intensive und leuchtende Farben wie Rot, Orange und Gelb eher ungeeignet.
Welche Farbe fördert Ruhe und Entspannung?
Der Klassiker bei diesem Wunsch ist Blau.
Ein dunkles Nachtblau ist dabei genauso passend wie ein pastelliges Himmelblau oder ein vergrautes Taubenblau.
Die Farbintensität ist in meinen Augen eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Welche Farbe fürs Schlafzimmer verstärkt Leidenschaft? Was ist dabei aus Feng Shui Sicht zu beachten?
Anregende Farben, allen voran Rottöne, gelten als anregend und können die Leidenschaft fördern.
Ich finde allerdings, dass Farben nicht auf irgendwelche pauschalen „Feng Shui-Regeln“ abgestimmt werden sollten, sondern auf die Vorlieben der Menschen, die dort leben.
Denn was nützt das vermeintlich perfekte Farbkonzept, wenn sich die Bewohner damit nicht wohlfühlen?
Welche Art Schlafzimmer Farben sind aus gesundheitlicher Sicht unbedenklich – und wovon sollte man lieber die Finger lassen?
Die Auswahl an Wandfarben ist riesig. Ob Bau- oder Supermärkte, Fachhändler oder Online-Shops – es gibt heute zig verschiedene Farben in unterschiedlichen Qualitäten.
Gerade im Schlafzimmer ist es wichtig, dass man möglichst wenig Schadstoffen ausgesetzt ist.
Deshalb sollten die Farben, die für Decke und Wände verwendet werden, weder Konservierungsmittel, noch Weichmacher oder Formaldehyd enthalten.
Gütesiegel wie der „Blaue Engel“ geben einen guten Anhaltspunkt. Nur Produkte, die als gesundheits- und umweltschonend gelten, werden mit diesem Zeichen versehen.
Welche Tipps hast Du für diejenigen, die gerade auf der Suche nach den richtigen Schlafzimmer Farben sind?
Ich würde jede Menge Inspirationen sammeln – in Wohnzeitschriften, bei Online-Shops, Pinterest, Instagram und Co.
Wichtig ist immer die Frage nach der Botschaft, die der Raum ausstrahlt.
Passt diese Botschaft zu meinen Wünschen und Bedürfnissen? Wenn ja, kann die dort gezeigte Farbwelt und Gestaltung eine gute Grundlage für den eigenen Schlafraum sein.
Welche typischen Fehler kann man mit Farben im Schlafzimmer machen – und wie vermeidet man sie?
1. Fehler
Der größte Fehler, den Du machen kannst, ist, Dich von Trends leiten zu lassen. Angesagte Farben passen möglicherweise überhaupt nicht zur gewünschten Atmosphäre. Dann hat man ein stylishes Schlafzimmer, kommt dort aber nicht zur Ruhe.
2. Fehler
Die Farben wurden nicht aufeinander abgestimmt. Deshalb empfiehlt es sich, vorab echte Muster von Wandfarben, Bodenbelägen, Textilien und Accessoires miteinander zu kombinieren und ihr harmonisches Zusammenspiel zu prüfen.
3. Fehler
Und, ganz wichtig: die Lichtverhältnisse. Ein dunkles, nach Norden ausgerichtetes Schlafzimmer sollte man mit anderen Farben gestalten als eines mit Fenstern in Richtung Süden.
Wo kann man mehr über Deine Arbeit erfahren?
Auf meiner Webseite findest Du neben Praxis-Workshops und Online-Kursen zu verschiedenen Einrichtungsthemen auch eine staatlich geprüfte Weiterbildung zur Interior Designerin.
Du kannst Dich direkt über das Buchungsformular anmelden oder mir bei Fragen eine E-Mail senden.
Weiterführende Links und Downloads
Hier findest Du drei Empfehlungen, wenn Du tiefer ins Thema einsteigen willst:
Bildnachweise: ©Dana Barthel, appel-art.de (Portrait Katrin Täubig) / Collov Home Design, Spacejoy und Tina Witherspoon auf Unsplash
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